Berlin, Juni 1990. Unter den Berlinern und DDR-Bürgern herrscht noch immer Aufbruchsstimmung, aber noch ist unsicher was die Zukunft bringt. In dieser aufwühlenden Zeit verlieben sich die sechzehnjährige Katja (Emilie Neumeister) aus Westberlin und der siebzehnjährige Thorben (Ludwig Simon) aus Kleinmachnow (DDR) ineinander. Doch ihre Liebe steht unter einem schlechten Stern, denn ihre Eltern sind wegen eines Streits um ein Haus zutiefst verfeindet.
Nach der Flucht in den Westen wurde das Elternhaus von Katjas Vater einst enteignet. Nach der Wende hat dieser nun die Möglichkeit, in das Heim seiner Kindheit zurückzukehren. Doch die Familie, die mittlerweile darin wohnt, will das Haus nicht so leicht aufgeben. Bei dieser Familie handelt es sich ausgerechnet um Thorben und seine Eltern. Und während die Streitigkeiten allmählich eskalieren ergeben sich weitere innerfamiliäre Konflikte. So kommt Katja dahinter, dass ihre Mutter eine Affäre hat – ausgerechnet mit dem Nachbarn.
Es ist eine spannende Phase des gewaltigen gesellschaftlichen Umbruchs, in die uns Regie-Debütant Florian Aigner hier mitnimmt. Schon die ersten Szenen des Films künden davon und sorgen gleichzeitig dafür, dass der historische Rahmen vorgegeben wird: Wir sehen die ikonografischen Original-Aufnahmen aus dem November 1989, als jubelnde DDR-Bürger nach der Maueröffnung die Grenze von Ost nach West passieren. Rund ein halbes Jahr später setzt die eigentliche Handlung von „Im Niemandsland“ ein. In dieser Zeit, in der die Währungsunion sowie die deutsche Einheit immer näher rücken, ist bei so manchem Ostdeutschen die große Euphorie schon wieder verflogen. Und man wünscht sich insgeheim gar das alte System zurück (oder zumindest Teile davon).
Auch Thorbens Mutter zählt zu den „Opfern“ der jüngsten Entwicklungen. Nach fast 25 Jahren verliert sie ihren Job, nachdem „ein Wessie“ den Betrieb aufgekauft und die gesamte Belegschaft entlassen hat. Damit richtet Aigner seinen Blick auf die allerersten Verlierer der Wende. Deren Zahl stieg rasant an, nachdem die Regierung das Motto „Rückgabe vor Entschädigung“ ausgab. Auch daran erinnert Aigner mit Nachdruck, wodurch seinem Werk eine entscheidende politische Dimension zukommt. Denn damit ruft er jenen, heute weitestgehend in Vergessenheit geratenen Rückgabe-Grundsatz in Erinnerung, der das Ziel hatte, enteignete Werte ohne Entschädigung zurückzugeben.