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Für die argentinische Filmemacherin und Drehbuchautorin Agustina Comedi spiegeln die frühen Werke von Nan Goldin eine Welt wider, die sie sich einst als junge Frau in der konservativen Stadt Córdoba nur vorstellen konnte. Goldins intime Fotografien erlangten über Grenzen hinweg eine politische Dimension, die das Selbstbewusstsein der LGBTQIA*-Gemeinschaft prägt. Aber auch der schmerzhafte Zusammenstoß zwischen der hart erkämpften Entkriminalisierung von sexueller Orientierung und der Ausbreitung der AIDS-Epidemie klingt bis heute nach. Die Bedeutung sowie der kreative Einsatz von Archivbildern werden umso relevanter, wenn der Großteil der Menschen einer Generation ausbleibt. Wie erinnern wir sie? Wie entstehen Vorbilder, mit den neue Generationen heranwachsen können? Ähnlich wie Goldin betonen die fünf ausgewählten Kurzfilme, wie subjektive Geschichtserzählungen die medial vorherrschende Rhetorik von Schmerz, Leid und Diskriminierung durch die Darstellung von Überlebensräumen entgegenwirken können.

Vor dem Hintergrund jahrzehntelanger rassistischer und queerfeindlicher Gewalt stehen hier die Bestrebungen der LGBTQIA*-Gemeinschaft im Mittelpunkt. Dabei ist diese nicht Gegenstand, sondern Subjekt der filmischen Erzählungen. Aus ihrem Inneren heraus entstehen die politischen Dokumentationen von Carole Roussopoulos und Barbara Hammer. Als Pionierinnen der Leinwand beleuchten sie das revolutionäre Selbstverständnis der schwul-lesbischen Protestbewegung im Paris der 1970er sowie die mediale Stigmatisierung der AIDS-Epidemie in den 1980er-Jahren. Dazu zeigen wir drei weitere Positionen des zeitgenössischen Films und der Videokunst. Während Tourmaline und Simon*e Jaikiriuma Paetau Raum für futuristische Perspektiven schwarzer und indigener trans Frauen schaffen, porträtiert Agustina Comedi die fürsorgliche Freundschaft einer Gruppe Transgenderfrauen und Dragqueens im Argentinien der frühen 1980er Jahre. Ein Kurzfilmprogramm mit Filmemacher:innen, die über die vermeintlichen Grenzen zwischen Aktivismus und künstlerischem Schaffen hinwegdenken.



Kuratorin: Cale Garrido