Die beiden tauschen sich aus und sprechen über die Vergangenheit und eine Geschichte, die sie nicht selbst erlebt haben. Und die sie doch für immer vereint. In Berlin wiederrum spricht eine junge Frau aus Israel in der Dauerausstellung „Topographie des Terrors“ über die Täter. Obwohl sie selbst die Enkelin eines Opfers ist. Andere Protagonisten und Situationen treten nach und nach hinzu. Die Filmemacher Christoph Hübner und Gabriele Voss stellen in ihrem Dokumentarfilm NACHLASS auf kluge und sensible Weise die Perspektiven all dieser Menschen gegenüber und nebeneinander und zeigen, dass dies möglich ist.
Je näher sie ihren Protagonisten und den Geschichten kommen, desto stärker wird auch der Zuschauer ein Teil dieser Geschichte und kann mit großer Ruhe über eigene Fragen bezüglich des Themas reflektieren. Der Film lässt sich Zeit für die Gespräche mit den Betroffenen und so gelingen große auch emotionale Momente, etwa wenn die junge Frau aus Israel über ihre erste Reise nach Auschwitz zusammen mit einer deutschen Reisegruppe erzählt und diese dann ihrer zweiten Reise, gemeinsam mit ihrem Großvater, entgegensetzt. Nicht nur zeigt der Film auf hochberührende Weise und ganz ohne Pathos, wie tiefgreifend die Last der Schuld und die Last der Opfer auch auf den Schultern der nachfolgenden Generationen ruht. NACHLASS ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und dazu eine ebenso wichtige Mahnung an das Hier und Jetzt.