Nostalgie ist sicher kein guter Berater in der Qualitätseinschätzung von Filmen, aber in diesem Fall muss man sie bei der Wahl dieses "Lieblingsfilms" sicherlich einkalkulieren. Der Breakfast Club feierte dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum und hat seinerzeit eine ganze Generation vornehmlich Jugendlicher und junger Erwachsener begeistert, daher lässt es sich wohl nicht umgehen, mit einer Aufführung des Films bei vielen Menschen eine gute Protion Nostalgie hervorzurufen. Aber ich denke, der Breakfast Club bietet sehr viel mehr als das. Er ist nicht nur ein archetypisches Beispiel der Unterhaltungsfilme aus dem Hollywood der 80er Jahre, er ist meiner Meinung nach auch einer der besten Filme aus dieser genannten Kategorie (es gab naturgemäß auch viel Schrott in der Zeit). Verantwortlich für den Film ist John Hughes, der in den 80ern und 90ern als Regisseur und Drehbuchautor viele, viele Erfolgsfilme gedreht und/oder geschrieben hat - Ein Ticket für zwei, Kevin allein zu Haus, Ferris macht blau seien hier zumindest genannt. Der Breakfast Club ist aber wohl sein zentralstes Werk.

4 Jahrzehnte später ist die Welt natürlich eine andere - auch im Film. Die Leichtigkeit (Naivität?), die den Filmen dieser Zeit oft anheftet ist weitestgehend verschwunden, die Themen, Dramen und Figuren sind komplexer, feinfühliger und diverser geworden. Insofern würde man heute (zum Glück und zurecht!) vieles anders erzählen und einiges weglassen. Aus dieser Sicht ist die Nostalgie durchaus kritisch zu sehen.

Trotzdem: das Zusammenspiel der unterschiedlichen Charaktere und ihrer Antagonisten, sowie die zeitgleiche Inszenierung der Komödie und des Dramas sind nach wie vor eine große Freude. Und die Intensität des "missverstanden seins" als Teenager, der Schmerz über den Verlust der kindlichen Unschuld und die anstrengende Suche nach einem Platz in der Welt der Erwachsenen sind hier zeitlos spürbar aufgezeichnet. Oft kopiert, nicht oft erreicht.

Eine tolle filmische Zeitreise.

   - Zeise-Mitarbeiter Gilles Lambach

USA 1985
FSK
ab 12
Länge
97
Genre
Komödie
Regie
John Hughes
Schauspieler
Emilio Estevez, Anthony Michael Hall, Paul Gleason, Molly Ringwald