Als Me And My Two Horses wühlt die Autodidaktin und intuitive Musikerin schon seit 2012 den Untergrund auf. Mit Klavier, Akkordeon, Autoharp, Omnichord, Magnus Chord Organ oder Hammer und Stahlplatte gräbt sie sich in die Abgründe der menschlichen Existenz - und bringt sie dabei zum Leuchten. Wer Drechsler auf der Bühne erlebt hat - egal ob bei ihren Solokonzerten oder bei Support-Gigs mit artverwandten Abgrundsforscher*innen wie Gewalt, Lydia Lunch oder Little Annie - verlässt den Konzertort verändert.

Im Mai 2018 fand Kristin Theresa Drechsler zum Harmonium - und gebar in der Verbindung mit diesem zauberhaften Instrument Blurred Twin. Wenige Stunden nach dem Erstkontakt zwischen Mensch und Aerophon entstanden die ersten Songs. Zwei Jahre später saß sie auf der Bühne des ausverkauften K6 auf Kampnagel, als Opener vor Bohren & der Club of Gore.

Egal ob vor eingefleischten Hardcore-Fans, Noise-Liebhabern, Kunstpublikum oder Crustpunks – Blurred Twin zieht sie alle in ihren Bann. In den Worten einer Zuhörerin: “Man hat das Gefühl die Stille in dem Raum wäre noch ein Stück stiller geworden. Diese ausdrucksstarke Stimme trifft einen, vollkommen unerwartet, mitten ins Herz.“

Ihre Musik ist einerseits finster, wirkt bisweilen sogar als würde der Leibhaftige höchstpersönlich durch sie sprechen, aber dann im nächsten Moment klingt sie wieder zart, zerbrechlich und schließlich tröstend und hoffnungsvoll. Melancholie und spirituelle Läuterung liegen hier sehr nah beieinander.

Auch wenn es bisweilen so scheint als schwebten ihre Lieder irgendwo fernab von Zeit und Raum, sollte man sich nicht täuschen lassen: in ihnen schlägt der Puls unserer Zeit, die Gefahr läuft, sich in leeren Sinnangeboten zu verlieren und Möglichkeitsräume gegen Ruinen einzutauschen. Also innehalten und zuhören.