Der Film beginnt scheinbar konventionell als eine Boy-meets-girl-Geschichte, aber bald schon merkt man, dass es weniger darum geht, ob es passiert oder nicht, sondern zu verstehen, wer die anonymen Sie und Er hinter ihren täuschenden Fassaden eigentlich sind. Der ganze Film dreht sich in dramatisch immer enger werdenden Kreisen um das Hin und Her zwischen beiden und fordert die jungen Darstellern Aura Garrido und Javier Pereira zu Höchstleistungen heraus, die wahrlich einen Goya verdient haben. Was will Er eigentlich, und wer ist diese mysteriöse Sie? Ist alles nur ein Spiel der Verführung oder steckt vielleicht doch ein dramatischer Ernst dahinter?
Sorogoyen inszeniert die Handlung mit spärlichen Requisiten vor den kalten Oberflächen eines nächtlich graublauen Madrids, das mit kleinen Farbflächen aufgelockert wird. Der kühl stilisierte Hintergrund hebt die packenden Dialoge aus dem Drehbuch hervor, das Sorogoyen mit Isabel Peña verfasst hat und das die Intensität eines klassischen Ingmar Bergmann-Films entwickelt. Bei den anfänglichen Streifzügen durch die nächtliche Großstadt verströmen die eleganten Bilder und die zum Teil scheinbar darin schwebenden Figuren trotz aller Suche nach Begegnung eine kühle Distanz. Äußerst bemerkenswert ist dabei die Kameraarbeit, die für die verschiedenen Sequenzen jeweils leicht andere Stile entwickelt, diese jedoch so fließend miteinander kombiniert, dass man diese formale Glanzleistung leicht übersieht.
Stockholm ist im wahrsten Sinne des Wortes ein brillantes Beispiel des jungen Kinos – denn der Film ist kaum ein Jahr alt, spielt in der absoluten Gegenwart junger Menschen und lässt junge Darsteller unter der Anleitung eines bei den Dreharbeiten erst 31-jährigen Regisseurs zum Zuge kommen.
*_Themen: Beziehung, Liebe, Sexualität, Verantwortung, psychische Erkrankung_*
*_Fächer: Spanisch, Gesellschaftskunde, Religion/Ethik_*
*_Alter: empfohlen ab 16 Jahren_*
*_Sprachniveau: relativ hoch, viel Sprache, relativ schnell_*
Spanien 2013
Länge
120
Regie
Rodrigo Sorogoyen
Schauspieler
Javier Pereira, Aura Garrido, Jesús Caba, Miriam Marco, Lorena Mateo, Daniel Jiménez, Javier Santiago