"Freistaat Mittelpunkt" erzählt die Geschichte des Altonaer Bürgermeisters im Exil. Nach seiner Internierung und Zwangssterilisation durch die Nationalsozialisten und aufgrund der verweigerten Wiedergutmachung in der Bundesrepublik entscheidet sich Ernst Otto Karl Grassmé für ein Leben im Moor. In Briefen hat er von diesem Leben Zeugnis abgelegt.

Freistaat Mittelpunkt berichtet von einem Kapitel der nationalsozialistischen Diktatur, Eugenik, von dem mangels Lobby und Eloquenz wenig aus der Perspektive der Betroffenen an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Aber Ernst Otto Karl Grassmé hat bezeugt, was ihm widerfahren ist und was er sich für sein Leben gewünscht hat. In zahlreichen Briefen an ein Teenager-Mädchen aus der Nachbarschaft, in der er vielleicht das Kind gesehen hat, das ihm durch Zwangssterilisation verweigert wurde, erzählt er. Davon, was ihm angetan wurde, auch noch im Nachkriegsdeutschland, das ihm Wiedergutmachung verweigert hat. Aber auch davon, manchmal sogar humorvoll, wie er für ein Leben in Würde gekämpft hat. Im Wald, abseits von der Gesellschaft, die sie ihm zu nehmen versucht hat.

Der Film gewährt eine einmalige subjektive Perspektive auf die grausame Praxis der Eugenik und ihre langanhaltende Wirkung. Er stellt die Frage, was das eigentlich ist: ein souveränes Leben.

Deutschland 2019
FSK
ab 12
Länge
83
Genre
Dokumentation
Regie
Kai Ehlers