Am 7. Juli war es so weit: Nachdem uns der im dunkelblauen Blazer äußerst korrekt gekleidete NRV-Repräsentant CF Schott die Ermahnung mit auf den Weg gegeben hatte: "Jungs, haltet die Farben sauber", womit er erkennbar nicht das SchwarzRotGold auf unser Windpilot-Selbststeueranlage, sondern eher das SchwarzWeißRot des NRV-Stander auf unserem Masttop meinte, nachdem man uns also nicht nur mit zahllosen Umarmungen sondern auch mit offiziellen Worten verabschiedet hatte, warfen wir unter dem Applaus von Familien und Freunden die Leinen los, tuckerten aus dem Wedeler Yachthafen, setzten Segel und glitten mit der Tide elbabwärts. Beim Anfang einer Weltumseglung verhält es sich wie beim Anfang eines jeden Weges im Leben - er beginnt mit einem geradezu demütigend winzigen ersten Schritt.   

Hinter uns lagen zwei Jahre der intensiven Vorbereitung mit Sporthochseeschifferzeugnis, Überführung der Carter 33 "Peter Willemoes" aus Griechenland, mit Ausrüstungslisten, Seekartenstudium und Routenplanung unter Umgehung von Wirbelsturmsaisons. Der größte und erstaunlichste Erfolg dieser zwei Jahre war es, dass vier junge Männer im Alter von Anfang bis Mitte Zwanzig, die mäanderten zwischen Studium, Wehrdienst und aufregenden ersten Liebeserfahrungen, diese lange Planungsphase hindurch beieinander blieben und die Reise gemeinsam antraten.

Es folgten Ozeanüeberquerungen, die navigatorisch mit Sextant und Fulst Nautischen Tafeln zu bewältigen waren, es folgten Panamakanal, Galapagos-Tage, Südsee-Traumhaftigkeiten und ein stürmisches Kap der Guten  Hoffnung; es folgten in Handarbeit geflickte Segel, endlose Motorreparaturen inklusive des Austausches der Kolbenringe, es folgte schwierige Küchenakrobatik im rollenden Schiff unter Passatsegeln, es folgte der Beinahe-Verlust des Schiffes bei einer waghalsigen und hirnrissigen Aktion an der südafrikanischen Küste; es gab Streit, Konkurrenzanwandlungen und es gab herrliches, überwältigendes, stilles gemeinsames Erleben und  immer auch das dankbare Freundschaftsgefühl und die Gewissheit unter uns „Jungs“, dass wir uns in jeder Sekunde dieser zweijährigen Reise hundertprozentig aufeinander verlassen konnten.

Am 19. Mai 1975 liefen wir, nach mühsamen kalten Elbaufwärtstagen und insgesamt 31.123 Seemeilen Weltumseglung, nachts im Wedeler Yachthafen  ein: Vier junge Männer im Alter von Mitte Zwanzig, die nun ihrer Wege gehen und mäandern würden zwischen Uni, Beruf, Frauen, Familie und diversen Leidenschaften - die aber lebenslang verbunden bleiben würden durch die prägenden Erfahrungen ihrer eigentlich ganz unmöglichen Reise.