Wismar, 120 km östlich von Hamburg, 45.000 Einwohner, das Einkommen jeder dritten Familie hängt von der Wadan Werft, dem einzigen Großbetrieb in der Region ab. Im August 2008 übernimmt ein russischer Investor den Traditionsbetrieb, die Zukunft der Werft scheint gesichert. Kurz danach trifft die Finanz- und Wirtschaftskrise, irgendwo im fernen Amerika begonnen, die alte Hansestadt mitten ins Herz, 5.000 Arbeitsplätze sind bedroht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Wir begleiten eine Gruppe von Schweißern durch die turbulenten Monate und erfahren ganz unmittelbar, dass der Verlust des Arbeitsplatzes viel mehr bedeutet als Einkommensverlust. "Zum Schiffbauer musst man geboren sein", sagt einer der Protagonisten und trifft das, was in der Region seit Jahrzehnten gilt: Schiffbauer ist ein stolzer Beruf, der oft über Generationen weitergegeben wird, er hat mit Würde und Qualität zu tun und prägt die Identität der ganzen Küstenregion. Wir begleiten die Arbeiter, die Eigner und den Insolvenzverwalter beim Ringen um den Erhalt der Werft, erleben deren Auf und Ab zwischen Ohnmacht, Wut, Trauer und Hoffnung. 18 Monate Drehzeit, 120 Stunden Material, in denen die persönlichen Erschütterungen einer für viele abstrakt gebliebenen Krise erlebbar werden. Die Wadan-Werft geht unter und wird mit neuem Besitzer und Namen wieder aufgemacht. Einige unserer Protagonisten kommen zurück in ihren Betrieb, allerdings zu deutlich schlechteren Bedingungen. Wir waren bei der letzten Schicht vor der Insolvenz dabei und bei der ersten nach dem Neubeginn. WADANS WELT geht dem nach, was diese Krise hinterlässt. Der Verlust trifft das Wertgefüge, teilt Menschen in scheinbar Überlegene und Verlierer, in Menschen mit Arbeit und in Menschen ohne Arbeit. "Alles ist anders", sagt einer von ihnen und meint das Gefühl in seiner Brust. Auszeichnungen: Deutscher Kamerapreis 2011; Filmkunstfest MVP 2011: Publikumspreis; Dok.Fest München 2011: Preis der Jury
FSK
ab 6
Länge
105
Regie
Dieter Schumann
Schauspieler
(Sprecherin) Jutta Wachowiak